Donnerstag, 4. August 2016
Es ist so wie es ist
In den letzten Tagen ist mein Zuckerspiegel gestiegen, was mir nicht gefällt und Tatsache ist, ich habe mir keine Essen-Trinkübertretungen erlaubt. Mein Fragezeichen, woher kommt der ansteigende Zuckerspiegel?

Etwa von der Arbeit, Stressbedingt?

Ich weiss es nicht.

Weniger lustig ist die Tatsache, dass ich ständig Hundemüde bin. Gestern auf der Nachhausefahrt bin ich in der Bahn eingenickt, erwachte, sah aus dem Fenster und irgendwie kam mir das Bahnhofgebäude bekannt vor. Scheibe, ich muss aussteigen und das ziemlich schnell.

Danach auf der Busstation, so vor mich her sinndend, kommt mir ein Abschnitt aus dem Buch »Vergangene Zeiten« von Kurt Tucholsky (1907-1935) in den Sinn.

Aber wir haben vieles nicht mehr
»Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besassen, was wir heute besitzen. Aber dabei setzen sie stillschweigend voraus, dass die neuere Epoche alles das habe, was man früher gehabt hat, plus dem Neuen. Das ist ein Denkfehler. Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.«

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Mittwoch, 3. August 2016
Der Mensch, Pseudonym Kaspar Hauser - Kurt Tucholsky (1907-1935)
Der Mensch, Pseudonym Kaspar Hauser - Kurt Tucholsky (1907-1935)

Kurt Tucholsky ist aus meiner Froschperspektive her gesehen, wohl einer der bedeutendsten deutschen Satiriker und Gesellschaftskritiker. Als Schriftsteller und Journalist schrieb er auch unter dem Pseudonymen Theobald Tiger, Ignaz Wrobel, Peter Panter, Kaspar Hauser. Kürzlich ist mir ein Büchlein in die Hände gefallen mit der Geschichte: »Der Mensch«.

Der Mensch, Kaspar Hauser alias Kurt Tucholsky (1907-1935)
Unter dem Pseudonym Kaspar Hauser, aus der Weltbühne 24, vom 16.06.1931

»Der Mensch hat zwei Beine und zwei Überzeugungen: eine, wenns ihm gut geht, und eine, wenns ihm schlecht geht. Die letztere heisst Religion. Der Mensch ist ein Wirbeltier und hat eine unsterbliche Seele, sowie auch ein Vaterland, damit er nicht zu übermütig wird.

Der Mensch wird auf natürlichem Wege hergestellt, doch empfindet er dies als unnatürlich und spricht nicht gern davon. Er wird gemacht, hingegen nicht gefragt, ob er auch gemacht werden wolle.

Der Mensch ist ein nützliches Lebewesen, weil er dazu dient, durch den Soldatentod Petroleumaktien in die Höhe zu treiben, durch Bergmannstod den Profit der Grubenherren zu erhöhen, sowie Kultur, Kunst und Wissenschaft. Der Mensch hat neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem, zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören. Man könnte den Menschen geradezu als ein Wesen definieren, das nie zuhört. Wenn er weise ist, tut er damit recht: denn Gescheites bekommt er nur selten zu hören. Sehr gern hören Menschen: Versprechungen, Schmeicheleien, Anerkennungen und Komplimente. Bei Schmeicheleien empfiehlt es sich, immer drei Nummern gröber zu verfahren als man es gerade noch für möglich hält. Der Mensch gönnt seiner Gattung nichts, daher hat er die Gesetze erfunden. Er darf nicht, also sollen die anderen auch nicht.

Um sich auf einen Menschen zu verlassen, tut man gut, sich auf ihn zu setzen; man ist dann wenigstens für diese Zeit sicher, dass er nicht davonläuft. Manche verlassen sich auch auf den Charakter.

Der Mensch zerfällt in zwei Teile:
In einen männlichen, der nicht denken will, und in einen weiblichen, der nicht denken kann. Beide haben sogenannte Gefühle: man ruft diese am sichersten dadurch hervor, dass man gewisse Nervenpunkte des Organismus in Funktion setzt. In diesen Fällen sondern manche Menschen Lyrik ab. Der Mensch ist ein pflanzen- und fleischfressendes Wesen; auf Nordpolfahrten frisst er hier und da auch Exemplare seiner eigenen Gattung; doch wird das durch den Faschismus wieder ausgeglichen. Der Mensch ist ein politisches Geschöpf, das am liebsten zu Klumpen geballt sein Leben verbringt. Jeder Klumpen hasst die anderen Klumpen, weil sie die anderen sind, und hasst die eigenen, weil sie die eigenen sind. Den letzteren Hass nennt man Patriotismus.

Jeder Mensch hat eine Leber, eine Milz, eine Lunge und eine Fahne; sämtliche vier Organe sind lebenswichtig. Es soll Menschen ohne Leber, ohne Milz und mit halber Lunge geben; Menschen ohne Fahne gibt es nicht. Schwache Fortpflanzungstätigkeit facht der Mensch gern an, und dazu hat er mancherlei Mittel: den Stierkampf, das Verbrechen, den Sport und die Gerichtspflege.

Menschen miteinander gibt es nicht. Es gibt nur Menschen, die herrschen, und solche, die beherrscht werden. Doch hat noch niemand sich selber beherrscht; weil der opponierende Sklave immer mächtiger ist als der regierungssüchtige Herr. Jeder Mensch ist sich selber unterlegen.

Wenn der Mensch fühlt, dass er nicht mehr hinten hoch kann, wird er fromm und weise; er verzichtet dann auf die sauren Trauben der Welt. Dieses nennt man innere Einkehr. Die verschiedenen Altersstufen des Menschen halten einander für verschiedene Rassen: Alte haben gewöhnlich vergessen, dass sie jung gewesen sind, oder sie vergessen, dass sie alt sind, und Junge begreifen nie, dass sie alt werden können.
Der Mensch möchte nicht gern sterben, weil er nicht weiss, was dann kommt. Bildet er sich ein, es zu wissen, dann möchte er es auch nicht gern; weil er das Alte noch ein wenig mitmachen will. Ein wenig heisst hier: ewig.

Im übrigen ist der Mensch ein Lebewesen, das klopft, schlechte Musik macht und seinen Hund bellen lässt. Manchmal gibt er auch Ruhe, aber dann ist er tot.

Neben den Menschen gibt es noch Sachsen und Amerikaner, aber die haben wir noch nicht gehabt und bekommen Zoologie erst in der nächsten Klasse«.

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Dienstag, 2. August 2016
Zustand
Zurzeit komme fühle ich mich wie der Künstler, der ein Bild malt von einem Maler, der wiederum den Künstler bei seiner Arbeit porträtiert.

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Samstag, 30. Juli 2016
Nächte und Tage
Klebrig sind die Nächte und Tage.

So hätte ich vor meiner Krankheit diese warmen Sommertage und Nächte empfunden.

Heute, durch den massiven Gewichtsverlust, gehöre ich zu jenen Menschen, die auch im Sommer frösteln können. Diese »Leicht-Bekleidete-Zeit« ist für mich vorbei.

Trotzdem, ich geniesse diese Tage, wenn der Himmel sich zum See verwandelt, erwacht das Leben in mir.

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Freitag, 29. Juli 2016
Tramstation
Auf der Tramstation, wartetend.
Eine kleinere, rundliche Frau tauchte auf. Sie hält ihre Hand vor den Mund, als müsste sie etwas zurückhalten. Zielsicher steuerte sie die freie Bank an, bevor sie den Ruhepunkt erreicht hatte, begann sie zu husten. Ihre Augen fingen an zu rotieren, ihr Körper bäumte sich auf und nieder.

Sie hustete und hustete, wollte nicht mehr aufhören damit.

Mittlerweile sahen fast alle Wartenden zu dieser Frau, die jetzt die Bank erreicht hatte und sich niederliess. Der Husten ging weiter, Umherstehende wandten sich ab, der Husten könnte ja ansteckend sein.

Die Frau holte tief Luft, hustete nochmals richtig los, danach steckte sie sich rasch eine Zigarette in den Mund, zündete diese an und mit dem ersten, tiefen Lungenzug begann das krächzende, unheilvolle Husten wieder.

Das ganze passierte live, ohne von Werbeblöcken unterbrochen zu werden, dabei wäre doch eine "Camel-Werbung" bestens platziert. Sich Schlank-Rauchen heisst es doch so schön.

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Donnerstag, 28. Juli 2016
Schnee
Heiss war es.

Immer wieder den Schatten aufsuchend. Auf dem Nachhauseweg am Dienstagabend.

Ein ganz bestimmter Klingelton auf dem Mobile, kündete eine Wetternachricht an. Vermutlich eine Gewitterwarnung, dachte ich mir, wäre logisch bei diesen Temperaturen, klappte die Hülle des Mobile auf und staunte nicht schlecht.

Drei Ortschaften sind im Wetter App hinterlegt und die eingegangene Nachricht betraf die Region Teufen AR. Scheewarnung, Stufe 3. Ab 1470 Meter ist mit Schnee zu rechnen, 40 - 70 cm.

Etwas verdutzt schaute ich über die Strasse. Die Luft flimmerte, über 30 Grad und jetzt soll es mitten im Sommer über 1470 Meter schneien?

Dabei habe ich erst in vier Wochen meine Sommerferien gebucht. Hoffe nur, dass ich jetzt nicht auch noch Winterkleidung mit in die Sommerferien nehmen muss.

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Dienstag, 26. Juli 2016
Memento Mori
Bedenke, dass du sterblich bist!

Dieser Satz wurde im alten Rom den Kriegshelden ins Ohr geflüstert, damit sie im Triumph nicht den Boden unter den Füssen der Realität verlieren und genauso, sollten diese Worte uns bei jedem Schritt an das Unvermeidliche und Unabwendbare erinnern.

Der Tod wird uns alle erwischen. Heute, Morgen oder zu einem x-beliebigen Zeitpunkt. Dieser Gedanke sollte uns nicht erschrecken, er will uns darauf hinweisen, dass wir im JETZT leben und diesen Augenblick geniessen dürfen.

Jetzt LEBEN und nicht im JETZT über das MORGEN nachdenken, sich nicht dirigieren lassen von Profitgier und Machgelüste, sondern sich Zeit nehmen für seine Nächsten. Sich Zeit nehmen für den Augenblick im LEBEN, im JETZT.

Das Glück ist zu finden auf dem Weg zum Ziel und nicht erst am Ende des Weges.

Dies wurde mir bewusst, als ich schwer erkrankte und dem Tod näher als dem Leben war und versuche seither für die einzelnen Augenblicke im Leben mehr Zeit zu nehmen und diese intensiver zu Fühlen.

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Samstag, 23. Juli 2016
Ferienzeit
In der S-Bahn und Strassenbahnen spürt man die Ferienzeit, freie Sitzplätze, wo man auch hinblickt.

Auf der Fahrt zur Arbeit geniesse ich diese Tage mit freien Plätzen ganz besonders.

Ist die Ferienzeit vorüber, sind die Bahnen überfüllt, man wird zusammengequetscht wie Sardinen, auf ständiger Tuchfühlung mit dem anderen, was ich nicht unbedingt liebe, insbesondere bei heissen Tage.

Doch jetzt ist zuerst das Wochenende angekommen und will genossen werden.

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Freitag, 22. Juli 2016
Durchblick
Vorgestern, am frühen Abend, durfte ich ein echtes und nicht gekünsteltes "Strahle-Gesicht" aufsetzen.

Die neue Brille ist eingetroffen und ich glaubte zu sehen, dass der Verkäufer sich über mein »Strahle-Gesicht« freute und ich bin jetzt entgültig der Verschwommenheit entflohen.

Seit April habe ich wegen der Diabetes Augenprobleme, jetzt darf ich der Realität wieder ins Gesicht sehen. In den nächsten Tagen dürfte es sich zeigen, ob jetzt das ständige Kopfweh vorbei ist und die Arbeit wieder Spass machen kann, nee, letztere Aussage nehme ich wieder zurück.

Jedenfalls, der Durchblick ist zurück gekommen!

Mit diesen Gedanken über Augen und Sehen kommt mir ein Spruch von Voltaire in den Sinn.

»Durch den Gebrauch unserer zwei Augen, wird unser Leben nicht besser.« Voltaire François-Marie Arouet 1694 - 1778.

Ich persönlich würde diesen Satz ein bisschen umformulieren. »Durch den Gebrauch einer besser angepassten Brille, sieht die Welt auch nicht besser aus.«

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Donnerstag, 21. Juli 2016
Über den Tod
Dann sagte Almitra: 'Lass uns jetzt über den Tod erfahren.'

Und er sprach:
Ihr möchtet über das Geheimnis des Todes wissen.
Aber wie wollt ihr ihm denn auf die Spur kommen, wenn ihr nicht mitten im Leben danach sucht?
Den Augen der Eule erschliesst sich die Nacht, nicht aber der Tag.

Wie können sie das Wunder des Lichts erkennen?
Wenn ihr wirklich das Wesen des Todes schauen wollt,
so öffnet euer Herz weit und lasst das Leben einziehen!
Denn Leben und Tod gehören zusammen, so wie Strom und Meer.
In den tiefsten Gründen eures Hoffens und Sehnens ruht stumm euer Wissen vom Jenseits.
Und wie die Saat unter dem Schnee träumt, träumt euer Herz vom Frühling.

Traut den Träumen, denn in ihnen findet ihr das verborgene Tor zur Ewigkeit.

Eure Angst vor dem Tod ist nichts als das Zittern des Hirten, dem zu Ehren der König die Hand auflegen wird.

Ist in diesem Zittern nicht auch die Freude über das Mal des Königs, das er tragen wird?
Doch denkt er dabei nicht noch an weit mehr?
Denn was ist Sterben anderes als nackt im Wind zu stehen und sich in der Sonne aufzulösen?
Und was ist der letzte Atemzug anderes als die Freiheit des Atems vom ruhelosen Auf und Ab, auf dass er emporsteigt und sich entfaltet und befreit Gott suchen kann?

Nur wenn ihr vom Strom der Stille trinkt, werdet ihr wahrlich singen.

Und wenn ihr den Gipfel erreicht habt, werdet ihr aufsteigen.

Und wenn die Erde euren Leib fordern wird, werdet ihr wahrhaft tanzen.

Khalil Gibran 1883 – 1931 - Aus der Sammlung der Prophet)

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